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X-Konfiguration mit Sax

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SuSE engagiert sich stark bei der Entwicklung von XFree86. Ihren eigenen Distributionen liegen komfortable Werkzeuge bei, die das Einrichten des X-Servers stark vereinfachen. Zumindest solange die Hardware nicht allzu exotische Einstellungen erwartet. Die hier vorgestellten Konfigurationshilfen ermöglichen nicht die Konfiguration sämtlicher Parameter (die allerdings nur in seltenen Fällen benötigt werden).

Der »SuSE Advanced XF86-Configurator« in der Version 1 (Sax1) konfiguriert die Server der XFree86 Version 3.3.6. Ggf. müssen Sie auf diese alte Version zurückgreifen, falls Sie eine relativ alte Grafikkarte in Ihrem System betreiben, auf deren Unterstützung in den neuen Servern bewusst verzichtet wurde (solche Karten sind auch nicht in der Lage, die Vorteile der neuen Architektur zu nutzen).

Um die Möglichkeiten des aktuellen XFree86 Version 4.x auszuschöpfen, wurde Sax2 geschaffen, das wiederum nicht zur Administration der älteren Version eingesetzt werden kann!

Allgemeines zur Verwendung der Werkzeuge

Beide Werkzeuge können Sie genauso gut einsetzen, um eine bestehende X-Konfiguration zu ändern. Auch wenn dies aus einer laufenden grafischen Oberfläche heraus denkbar ist, empfiehlt sich das vorherige Beenden von X. Wechseln Sie hierzu auf eine der Textkonsolen ([Ctrl]-[Alt]-[Fx]), melden sich als Root an und überführen das System in eines der »Konsolen-Runlevel« (in dem kein Login-Manager gestartet wird):

# SuSE <= 7.0
root@sonne> init 2
# SuSE > 7.0
root@sonne> init 3

Während der nachfolgenden Konfiguration mittels sax bzw. sax2 können Sie den X-Server zu jedem Zeitpunkt mittels [Strg][Alt][Backspace] beenden. Notwendig kann dies werden, wenn der Server sich »festgefahren« hat oder der Monitor unerwartet auf schwarz schaltet. Nach einem solchen manuellen Abbruch kann eventuell der Statusbericht aus der Datei /var/log/ServerLog bei der Ursachenforschung nach dem Fehler behilflich sein.

Sax1 Zurück Anfang Weiter

Ab der Version 6.0 liegt den Distributionen von SuSE das Konfigurationstool SaX bei, das in den meisten Fällen schnell zu einer befriedigenden X-Installation führen sollte. Aufrufen kann es der Systemverwalter unter so ziemlich allen "sax"-Buchstabenkombinationen sax, Sax,..., saX. Das ausführbare Programm heißt SaX, alles andere sind Links darauf.

root@sonne> sax

SaX versucht zunächst, den Typ der Grafikkarte zu bestimmen, um ggf. mit dem richtigen X-Server hochzufahren. Gelingt dies nicht, startet SaX den 16 Farben Server (falls installiert). Schlägt auch dieses fehl, so bleibt Root noch der Versuch, dem Tool den entsprechenden Server als Argument mitzuteilen oder er muss auf die in den vorangegangenen Abschnitten vorgestellten Hilfsmittel zurückgreifen.

# Start von SaX mit dem XFCom_Matrox Server
root@sonne> sax -s XFCom_Matrox

Glückte der Start von SaX, so lädt das Tool nun eine Reihe von Daten zu bekannter Hardware. Bei erstmaliger Konfiguration des X-Servers erzwingt Sax, die einzelnen Geräte in der durch die Menüleiste vorgegebenen Reihenfolge einzurichten. Existierte bereits eine X-Konfiguration, so erscheint eine Nachfrage, ob die bisherigen Daten eingelesen werden sollen.

Sax(1): Mauskonfiguration

Abbildung 1: Sax(1): Mauskonfiguration

Funktioniert die Maus bereits zufriedenstellend, kann der erste Punkt sofort über [Weiter] verlassen werden. Ist dem nicht so, hilft die Tabulatortaste bei der Selektion der einzelnen Einträge. Die Bezeichnung »Hersteller« ist etwas unglücklich gewählt, da hier das Protokoll und nicht der konkrete Produzent der Maus enscheidend ist (Logitech-Mäuse arbeiten oft nach dem Microsoft-Protokoll!). Mit [Anwenden] wird die aktuelle Konfiguration sofort wirksam.

Was sich hier nicht konfigurieren lässt, ist die korrekte Funktion des Rades von Wheel-Mäusen (die aktuellen Modelle fehlen leider auch in der Datenbank). Für die gängigen Modelle sollten Sie als Protokoll IMPS/2 einstellen, wobei nach [Anwenden] mit Ausnahme des Rades die Maus dennoch funktionieren sollte. Um das Rad zum Scrollen zu bringen, ist nach Abschluss der Konfiguration Handarbeit angesagt. Bearbeiten Sie hierzu die »Section "Pointer"« der Datei /etc/XF86Config:

root@sonne> vi /etc/XF86Config
...
Section "Pointer"
   Protocol         "PS/2"
   Device          "/dev/psaux"
...
   ZAxisMapping     "4 5"
EndSection
...

Ergänzen Sie die Zeile ZAxisMapping, wobei Sie anstatt "4 5" die Ziffern wählen, die um 1 bzw 2 höher sind als die Anzahl der Maustasten (oft ist das Rad selbst als Taste realisiert).

Sax(1): Tastaturkonfiguration

Abbildung 2: Sax(1): Tastaturkonfiguration

Der Typ der Tastatur und die entsprechende Belegung sind in der nächsten Maske zu spezifizieren. Für deutsche Tastaturen empfiehlt sich die Option "Tote Tasten verbergen".

Sax(1): Konfiguration der Grafikkarte

Abbildung 3: Sax(1): Konfiguration der Grafikkarte

In der Regel erkennt SaX die Grafikkarte selbsttätig. Dann werden Servername, RAMDAC und VideoRAM in der Statuszeile angezeigt. Ist der richtige Server nicht installiert, weist Sax darauf hin. Leider klappt es mit der Erkennung hin und wieder doch nicht so richtig, ein sehr geringer RAMDAC-Wert (aktuelle Karten arbeiten mit jenseits der 100) könnte u.a. darauf hindeuten... Sind Hersteller und exakte Bezeichnung der Grafikkarte bekannt, sollten in einem solchen Fall diese Werte (sofern vorhanden) in den beiden Boxen eingestellt werden. Der Schalter [Erweitert] ermöglicht die manuelle Einstellung von RAMDAC und RAM...

Sax(1): Angaben zum Monitor

Abbildung 4: Sax(1): Angaben zum Monitor

Erscheint das Monitormodell in der Auswahlliste, so werden die möglichen Frequenzen aus der Datenbank entnommen. Alternativ lassen sich auch die im Handbuch zum Monitor aufgeführten Frequenzen eingeben. Stellen Sie beim Servertest im weiteren Verlauf eine stark verzerrte Darstellung fest, dann versuchen Sie, die oberen Grenzwerte der Frequenzen zu verringern.

Sax(1): Konfiguration der Grafikmodi

Abbildung 5: Sax(1): Konfiguration der Grafikmodi

Der letzte Punkt bestimmt Auflösung und Farbtiefe der Darstellung. Dabei werden nur solche Konstellationen zugelassen, die Grafikkarte und Monitor auch verarbeiten können. Für jede Farbtiefe lassen sich auch mehrere Auflösungen konfigurieren; zwischen diesen kann im laufenden Serverbetrieb mit den Tastenkombinationen [Ctrl][Alt][+] bzw. [Ctrl][Alt][-] gewechselt werden (die jeweils höchste Auflösung bestimmt die Größe des virtuellen Desktops!).
Abschließend sollten die aktuellen Einstellungen getestet werden. Es erscheint ein blauer Bildschirm, dessen Größe über die Buttons verändert werden kann. Wichtig ist, dass alle vier Ecken vollständig und ohne Verzerrungen sichtbar sind!

Sax2 - Startbildschirm Zurück Anfang

Sax2 führt durch die Konfiguration des neuen X Servers XFree86 Version 4. Das Kommando zum Start lautet sax2:

root@sonne> sax2
SaX: detecting please wait...
SaX: startup

Sax2 ermittelt die Grafikhardware (und Maus, Tastatur) Ihres Rechners und startet - falls vorhanden - bereits den richten X-Server. Rufen Sie sax2 --help auf, um die Kommandozeilenoptionen zu erfahren, mit denen Sie die automatische Erkennung ganz oder teilweise deaktivieren können.

SaX2 Startmenü

Abbildung 6: SaX2 Startmenü

Der dargestellte Startbildschirm wird nur sichtbar, falls die Konfigurationsdatei /etc/X11/XF86Config bereits existiert. In dem Fall bietet das Werkzeug Ihnen an, die dortigen Einstellungen zu importieren. Bei der kompletten Übernahme werden alle durch die automatische Hardwareerkennungen ermittelten Werte durch die Angaben aus der Datei ersetzt. Mittels »Teile dieser Konfiguration verwenden...« erlaubt ein Dialog die Auswahl der zu importierenden Sektionen:

SaX2 - Import einzelner Sektionen

Abbildung 7: SaX2 - Import einzelner Sektionen

SaX2 - Die Maus einstellen

Abbildung 8: SaX2 - Die Maus einstellen

XFree86 ab Version 4 unterstützt die Verwendung mehrerer Eingabegeräte. Sind die von Sax2 vorgegebenen Werte fehlerhaft oder favorisieren Sie eigene Feinabstimmungen, so besteht über [Eigenschaften] die Möglichkeit des manuellen Eingriffs. Sowohl die Auswahl gängiger Mausmodelle als auch die Beeinflussung einzelner Parameter wie Doppelklick-Zeitspanne, Rad-Aktivierung einer Wheelmaus oder die Zuordnung einer Maus zu einem konkreten »Screen« ist gegeben.

SaX2 - Die Maus einstellen, Expertenmodus

Abbildung 9: SaX2 - Die Maus einstellen, Expertenmodus

 

SaX2 - die Tastaturtabelle einstellen

Abbildung 10: SaX2 - die Tastaturtabelle einstellen

Unter [Allgemein] finden Sie die Auswahl des Tastaturmodells. Bei den heute üblichen Standardtastaturen handelt es sich um den mit »Standard Keyboard [ pc104 ]« bezeichneten Eintrag. Bei [Sprache] erfolgt die Konfiguration der zu verwendenden Tastaturtabelle, wobei »de German« automatisch die »nodeadkeys«-Variante impliziert.

Ein wenig Feineinstellung ist unter [Geschwindigkeit] möglich, was wohl eher dem geübten Schnelltipper zum Vorteil gereicht.

Wichtiger sind die [Schriften], denn auf Schriftarten, deren Installationspfade Sie hier vergessen, wird keine Anwendung unter X zugreifen können. Fügen Sie daher sämtliche Pfade hinzu, unter denen Schriften in Ihrem System installiert sind (i.d.R. finden Sie diese unter /usr/X11R6/lib/X11/fonts).

SaX2 - Auswahl der Grafikkarte

Abbildung 11: SaX2 - Auswahl der Grafikkarte

Neben mehreren Grafikkarten lassen sich auch mehrere Server pro Grafikkarte konfigurieren. Deswegen befinden sich selbst mehrere Grafikkarten in der Liste, obwohl das System nur über eine verfügt. Üblich ist, für eine Grafikkarte neben dem »optimalen« Server noch den VGA-Server zu konfigurieren. Dieser arbeitet mit jeder VESA-kompatiblen Karte zusammen und dient deshalb als »Notbehelf«. Dieser X-Server wird starten, falls der Aufruf des »eigentlichen« Servers (warum auch immer) scheitert.

SaX2 - 3D-Eigenschaften aktivieren

Abbildung 12: SaX2 - 3D-Eigenschaften aktivieren

Aktuelle Grafikkarten verfügen zumeist über eine hardwarebasierte 3D-Unterstützung. Um diese verwenden zu können, muss der X-Server verschiedene Module laden. GLX (Graphic Library for X) ist hierbei für die Bereitstellung der 3D-Fähigkeiten über das Netzwerk zuständig; da X von Haus aus netzwerktransparent arbeitet, ist diese Erweiterung erforderlich. DRI (Direct Rendering Infrastructure) ermöglicht es den Anwendungen, unter Umgehung des X-Servers auf die Grafikkarte zuzugreifen. Nur dieses Vorgehen ermöglicht effizientes 3D; da es aber der eigentlichen Philosophie von X zugegen läuft; kümmert DRI sich um die Synchronisation der Zugriffe auf die Hardware zwischen X-Server und der jeweiligen Hardware. Die Fire GL-Module sind einzig für Intel Pentium III-Systeme nützlich, womit die Verwendung der ISSE-Erweiterung (Internet Streaming Single-Instruction, Multiple-Data Extensions) zu einer Beschleunigung von 3D-Darstellungen führen kann.

SaX2 - Allgemeine Eigenschaften

Abbildung 13: SaX2 - Allgemeine Eigenschaften

Unter [Eigenschaften] erreichen Sie die Details zu Ihrer Grafikkarte. Wenn die automatische Erkennung von Sax2 versagte, finden Sie das Modell eventuell doch in der Liste. In der Registerkarte [Erweitert] lassen sich gar alle relevanten Daten direkt manipulieren, was Sie nur tun sollten, wenn Sie sich dieser Werte absolut sicher sind. Falls Sie mehrere Grafikkarten - oder eine Karte mit zwei Ausgängen - nutzen und somit mehrere Bildschirme ansteuern möchten, müssen Sie die Nummer (Zählung beginnt bei 0) des Desktops ("Bildschirm") eintragen, der mit einer Grafikkarte verbunden sein soll. In der folgenden Maske zur Desktop-Konfiguration wird automatisch die Mindestanzahl der Desktops angepasst.

SaX2 - Einrichten des Desktops

Abbildung 14: SaX2 - Einrichten des Desktops

Die Liste der Desktops kann mehrere Einträge umfassen, falls Sie mehrere Grafikkarten konfiguriert und diesen verschiedene Desktops zugewiesen haben. Überprüfen Sie zunächst, ob die angegeben Werte für »VSync-Bereich« und »HSync-Bereich« den Angaben im Handbuch Ihres Monitors entsprechen. Mit zu geringen Werten werden Sie nicht die Fähigkeiten des Monitors ausnutzen und unter Umständen ein flimmerndes Bild erhalten. Liegen die Werte jedoch über der Spezifikation, ist eine Zerstörung des Bildschirms möglich (die automatische Erkennung von Sax2 arbeitet sehr konservativ und setzt im Zweifelsfall eher zu geringe Werte). Änderungen zum Monitor lassen sich in der Registerkarte [Monitor] unter [Eigenschaften] tätigen, wobei - die Kenntnis vorausgesetzt - die direkte Angabe der Frequenzen (Registerkarte [Frequenzen]) der Auswahl des Monitormodells vorzuziehen ist (falls diese voneinander abweichen).

Die weiteren erforderlichen Abstimmungen betreffen Farbtiefe und Auflösung. Letztere ist sicherlich von der Qualität und Größe Ihres Monitor abhängig und ebenso Geschmacksache. Die heutigen Grafikkarten ermöglichen auch bei höchsten Auflösungen noch hohe Farbtiefen. Wer auf Performance (Spiele) Wert legt, ist mit 16Bit Farbtiefe bestens bedient, stellt diese doch weniger Anforderungen an die Grafikkarte als 24Bit. Ein optischer Unterschied ist ohnehin nicht auszumachen (vor allem einige ältere X-Anwendungen arbeiten nicht mit jeder Farbtiefe zusammen!). Die Werte für Farbtiefe und Auflösung variieren Sie ebenso unter [Eigenschaften].

SaX2 - Desktop Feineinstellungen

Abbildung 15: SaX2 - Desktop Feineinstellungen

SaX2 - Layout-Auswahl

Abbildung 16: SaX2 - Layout-Auswahl

Die Maske »Server-Layout« erscheint nur, wenn Sie mehrere Grafikkarten und mehrere Desktops konfiguriert haben. Für jeden der Desktops ist symbolisch ein Monitor vor einem Gitternetz dargestellt, wobei die angezeigte Nummer der Nummer des jeweiligen Desktops entspricht. Mit der Maus lassen sich diese Desktops in ihrer relativen Lage zueinander verschieben, sodass Sie das Layout beliebig anpassen können.

Relativ unwichtig ist die Anordnung, wenn Sie den [Clone Modus] anschalten. Dann wird auf jedem Desktop ein identisches Bild erzeugt.

Mit [Traditionell] erscheint der X-Server auf alle Fenster verteilt; jedoch läuft der Windowmanager einzig auf Desktop 0. Die anderen Desktops zeigen den typischen grauen X-Hintergrund. Fenster gestarteter Anwendungen sind auf den Desktop ihrer Erzeugung beschränkt.

Erst für [Ein Fenster (Xinerama)] kommt die Anordnung zum tragen, hierbei wird die sichtbare Arbeitsfläche über alle Desktops verteilt.

Zum Abschluss geht es ans Testen der getroffenen Einstellungen, wobei ein blauer Bildschirm sichbar werden sollte. Justieren Sie dessen Lage und Größe so, dass die Ecken vollständig und ohne Verzerrungen sichtbar sind.

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