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Installation - Distributionen

Welche Distribution? Weiter

Vor der ersten Installation steht der Linux-Neuling vor der Wahl einer so genannten Distribution. Unter dieser versteht man einfach eine Zusammenstellung verschiedenster Software-Pakete inklusive irgendwelcher Hilfsmittel, die die Administration des Systems vereinfachen sollen.

Prinzipiell ist das Aufsetzen eines Linuxsystems auch aus den Quellen möglich (Linux from the scratch). Neben Zeit und Erfahrung erfordert das Vorgehen allerdings auch eine gewisse Experimentierfreude und ist für den Neu- oder Umsteiger keinesfalls zu empfehlen. Bequemer ist da die Inanspruchnahme der Leistungen eines (zumeist kommerziellen) Distributors, der sein Geld damit verdient, die Software rund um Linux zu einem lauffähigen System zusammen zu schweißen, die eine oder andere (in Eigenregie) entwickelte Administrationshilfe hinzu zu fügen und das Gesamtpaket für ein gewisses Entgeld zu vertreiben. Bezahlt wird also nicht die Software (bei Open Source ist das rein rechtlich auch nicht ohne Weiteres möglich), sondern die Dienstleistung des »Erzeugens der Distribution«. Bei einigen Distributionen erwirbt man mit dem Kauf darüber hinaus noch einen (zeitlich begrenzten und kostenlosen) Installationssupport. Vielfach stehen die Pakete auch auf FTP-Servern (des Herstellers) zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung. Das per Modem zu versuchen, kann die Kosten für die Verbindung auch rasch über die des käuflichen Erwerbs anwachsen lassen...

Weit mehr als 150 verschiedene Distributoren werben um die Gunst der Kunden. Jede Distribution hat ihre Besonderheiten und ist oft auf ein bestimmtes Anwendungsfeld hin optimiert. In der nachfolgenden Aufzählung sollen die Produkte einiger ausgewählter Anbieter gegenüber gestellt werden.

Caldera

  • Einfachste Installation
  • Erschwerte nachträgliche Installation
  • Nur stabile (»hinreichend« getestete) Software enthalten

Debian

  • Grundsystem mit höchster Sicherheit
  • Eigene Paketverwaltung
  • Upgrade übers Internet möglich
  • Strikte Trennung von GPL- und anderer Software

Mandrake

  • Deutschsprachig
  • Basierend auf RedHat (wovon in der neueren Versionen kaum mehr etwas zu merken ist)
  • Im Basispaket ist nur GPL Software enthalten
  • Kommerzielles Erweiterungspaket

RedHat

  • Auch deutschsprachig erhältlich
  • Einer der Marktführer
  • Das von RedHat entwickelte Installationswerkzeug (anaconda) wird von vielen Distributoren verwendet
  • Einfache Installation

Slackware

  • Das »Urgestein« unter den Distributionen
  • Hat an Bedeutung verloren

SuSE

  • Marktführer in Europa
  • Eigenes Installationswerkzeug Yast (in Version Yast1 (Text) und Yast2 (Grafik))
  • Arbeitet mit dem XFree86-Projekt zusammen (neueste Grafikkartentreiber)
  • Umfassendste Software-Zusammenstellung
  • Zeitlich begrenzter und kostenloser Installationssupport

Wie gesagt, die Auswahl an Distributoren ist schier unerschöpflich, und ich bitte um Vergebung, weil ich den favorisierten Anbieter des einen oder anderen kurzerhand unter den Tisch habe fallen lassen. Zu erwähnen sind vielleicht noch die so genannten Minimaldistributionen, die schon auf einer einzigen Diskette Platz finden und beim Booten einen Rechner schnell mal in einen kleinen Netzwerkserver verwandeln können (zur Diagnose ist solch ein Vorgehen oft vorteilhaft).

Gemeinsamkeiten Zurück Anfang Weiter

Eine pessimistisch geprägte Aussage wäre: »Alle Distributionen nennen sich Linux.«.

Im Bewusstsein steht »Linux« für das gesamte installierte System. Auf Basis dieses Trugschlusses reduzieren sich die Gemeinsamkeiten aktueller Distributionen auf die identische Bedienung von Programmen. Und selbst das nur mit Gewissheit, falls diese in einundderselben Version vorliegen.

»Linux« mit »Linux« zu vergleichen, verlangt allerdings die Beschränkung auf das, was »Linux« eigenlich ist, nämlich den Betriebssystemkern (»Kernel«). Und hier unterschiedliche Versionen herzunehmen, hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Der kleinste gemeinsame Nenner aller aktuellen Distributionen ist somit der Kernel. Liegt einer Distribution A der Kernel in der Version 2.4.3 bei, so ist dieser austauschbar mit dem 2.4.3er Kernel der Distribution B.

Austauschbar heißt nicht zwingend identisch. Denn nicht selten integrieren Distributoren Eigenschaften in die Kernel, die (noch) nicht Bestandteil des offiziellen Kernels sind. Deshalb kann der Einsatz eines »Fremdkernels« sowohl eine Einschränkung als auch eine Erweiterung der Fähigkeiten bedeuten. Aber funktionieren sollte ein solcher Kernel mit jeder Distribution (insofern auch Module, Konfigurationsdateien usw. ausgetauscht werden).

Damit erschöpfen sich auch schon die Gemeinsamkeiten... Ein problemloser Austausch einzelner Programme ist selten gegeben. Als Achillesferse entpuppen sich zumeist die erforderlichen Bibliotheken, die in der einen Distribution in jener Version, in der nächsten aber schon in einer neueren vorliegen. Aber auch die Lage der Konfigurationsdateien mancher Programme im Dateisystem kann einen Aufruf scheitern lassen. Zumindest letzteres Manko versuchen die Richtlinien der Linux Standard Base zu beseitigen.

Unterschiede Zurück Anfang Weiter

Die eine Distribution kommt mit einer CD daher, während die andere derer 10 beinhaltet. Ist »die Andere« die Bessere?

Bei der heutigen Fülle an Software muss ein Distributor schon Sorgfalt walten lassen, um die gängigen Programme auf eine einzige CD zu packen. Aber auch hier finden Sie reichlich Distributionen, die den »normalen« Bedarf bestens abdecken. Mit 2 oder 3 CD-ROMs sollte eigentlich jedes erprobte Stück freier Software zur Verfügung stehen, wozu dann derer 10?

Vor allem die »großen« Linux-Produzenten legen ihren Paketen Demo-Versionen verschiedenster kommerzieller Software bei. Da werden Spiele, CAD-Programme, Netzwerktools, ... mitgeliefert, deren beschränkte Laufzeit oder Funktionalität den Nutzen mehr als in Frage stellt. Schließlich erhalten Sie unterdessen von nahezu allen Software-Herstellern Evaluierungs-Versionen ihrer Produkte, für die Sie maximal die Download-Kosten tragen.

Den »sparsameren« Distributionen liegen nur die Quellen zum Kernel bei. Andere liefern jedes Stück Quelltext auf separaten Medien mit. Interessant ist der Programmcode wohl in erster Linie für einen sachkundigen Programmierer, der eigene Funktionen zu einem bestehenden Programm hinzufügen möchte.

Und CD's mit einem Live-System braucht man nun wirklich nie. Warum sollte ich 10 CDs kaufen, wenn ich Linux nur ausprobieren möchte? Zum Kennenlernen von Linux empfehlen sich die Evaluierungs-CDs, die regelmäßig den verschiedensten Computer-Zeitschriften beiliegen.

Kompatibel? Zurück Anfang

Aus der Sicht des Anwenders stellt sich die Frage, wie es um den Austausch der Programmpakete zwischen den einzelnen Distributionen bestellt ist. »Eher mäßig«, lautet die ernüchternde Antwort.

Wer über das nötigen Wissen und auch etwas Zeit verfügt, kann sicherlich die Quell-Pakete des einen Distributors an die Gegebenheiten seines Systems anpassen und sich lauffähige Programme selbst kompilieren. Aber in vielen Fällen ist eine gehörige Portion Programmiererfahrung von Nöten...

Da sich in den letzten Jahren das rpm-Format als Archivierungsform für Programmpakete etabliert hat (Ausnahme Debian), sollte man meinen, diese wären ohne Einschränkung auf jedem Linux-System einsetzbar. Doch weit gefehlt, der simple Transfer klappt höchstens zwischen den so genannten RedHat-basierenden Distributionen ohne Komplikationen. Das Problem ist die unterschiedliche Auslegung des File System Hierarchie Standards und die damit verbundene Ablage der Programm- und Konfigurationsdateien im Dateisystem. Leider wandelt hierbei ausgerechnet die in Europa weit verbreitet SuSE-Distribution auf eigenen (und dennoch Standard-konformen!) Pfaden (wobei mit der Version 7.1 eine erste Angleichung erfolgte)...

Aber ganz so düster sieht die Realität dann doch nicht aus. Ein bewährtes Programm wird binnen kurzer Zeit für jede gängige Distribution verfügbar werden, so dass die Entscheidung für eine Distribution heute wohl neben Preis vor allem die spezifischen Installationshilfen und etwas Lokalpatriotismus bestimmen.

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